30 Jahre "Grüne 14" in Essen

Zu Anfang der achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhundert kam in Essen der Gedanke auf, sich doch wieder einmal für eine Bundesgartenschau zu bewerben. Die letzte BUGA in Essen fand mit großem Erfolg 1965 im Grugapark statt; in Sachen gartenschau hatte Essen seit den 20er Jahren Pionierarbeit geleistet: die Große RUhrländische GArtenbauausstellung ("GRUGA") war die erste ihrer Art in Deutschland --- nach Dresden und Liegnitz fand in Essen die dritte Reichsgartenschau statt --- mehrere weitere Groß-Gartenschauen gab es in den 30er und 50er Jahren --- zuletzt sorgte die BUGA `65 im stark erweiterten Grugapark für Schlagzeilen. Die Idee einer erneuten BUGA in Essen fand Anklang, die Frage war nur, wo die Sache veranstaltet werden sollte: wieder im Grugapark? Hier waren schon viele Einrichtungen, Grünflächen und die nötige Infrastruktur vorhanden --- auf dem Donnerberg im Dreieck Frintrop / Dellwig / Bedingrade? "Schade um das schöne, einsame, naturbelassene Grüngebiet im Essener Nordwesten!", äußerten viele --- auf einer passend gelegenen Industriebrache? Die gab es zuhauf...

Dann aber wurde der Gedanke laut: wenn wir ein einziges größeres Gebiet begrünen und die Schau dort stattfinden lassen, haben anschließend die Bewohner der unmittelbaren Umgebung etwas davon; Erholungssuchende von außerhalb müssen weit anfahren; der Verkehr nimmt zu! Wie wäre es, wenn man statt einer riesigen neuen Parkanlage viele kleinere neue Grüngebiete im gesamten bisher vernachlässigten Essener Norden errichten würde! Diese sollten nicht vorrangig punktuell angelegt werden (Parks, neue Kleingärten), sondern besser linear (als langgezogene stadtteilverbindende Grünzüge, um den Fußgänger- und Fahrradverkehr zu verbessern und mit der Zeit ein grünes Netz zu schaffen).

Diese Idee wurde schließlich aufgegriffen, man wählte zunächst 14 Objekte aus. Als Name der Aktion wurde deshalb "Grüne 14" gewählt (inzwischen wurden etwa 80 Projekte realisiert!).

Das erste verwirklichte Grüngebiet war die Residenzaue in Borbeck, die eine grüne Verbindung zwischen der Borbecker Innenstadt bzw. dem Bahnhofsbereich einerseits und dem Schlosspark sowie der Dubois-Arena andererseits ermöglichte. Durch schönen Baumbewuchs, vorbei an Teichen und Beeten lässt es sich nun angenehm zwischen Ort und Schloss flanieren. Von da aus geht es durch den Schlosspark weiter ins Hexbachtal, ins landwirtschaftlich geprägte Bedingrade, ins Pausmühlenbachtal und ins alte Dorf Gerschede, sodass inzwischen kleine und große Wanderungen im Raum Borbeck möglich sind, die zu 80 - 90% durchs Grüne führen. Die Idee der stadtteilverbindenden neuen Grünzüge wurde hier vorbildlich verwirklicht.

Dank der inzwischen ca. 80 verwirklichten Objekte (begrünte Uferbereiche, umgestaltete ehemalige Eisenbahnstrecken, aufgeforstete Halden, parkartig erneuerte Güterbahnhöfe, renaturierte ehemalige Abwasserrinnen, umgewandelte Industriebrachen, neue Teich- und Seenlandschaften, ehemalige Friedhöfe) ist es heutzutage möglich, den gesamten, lange vernachlässigten Essener Norden zwischen Karnap und Segeroth, Katernberg und Schönebeck, Frintrop und Kray zu durchwandern oder zu beradeln, ohne sich lange durch Straßen und Bebauung bewegen zu müssen. Inzwischen durchzieht auch ein Netz von markierten SGV-Fern-, Bezirks- und Ortswanderweg den Essener Norden und vermittelt eine wanderbare Verknüpfung zwischen den jahrzehntealten traditionellen Wegenetzen im Raum Ruhrtal / Niederberg im Süden und Emscher / Lippe / Rhein im Norden.